Matthias: blog
Das Logfile über mein Leben im Netz.

Samstag, 26. Juni 2004, 04:21:17

Poesienacht im Botanischen Garten Bern 2004: Andreas Krämer, Giulia Schlaepfer (hab leider keine Website gefunden!), Charles Linsmayer.

Am Anfang kam mir das alles etwas prätentiös vor: Intellektuelle im Pflanzen-Museum. Linsmayer, eindeutig der Langeweiler der Gruppe, liest gemächlich und desinteressiert ab Blatt irgendeine Einführung.

Aber dann geht's los: Andreas Krämer wandert Alphorn spielend durch die Zuschauer auf die Bühne. Dass er niemanden am Kopf trifft liegt daran, dass das Alphorn mehrfach gefaltet ist, und dass die Leute schnell genug ausweichen.

Giulia Schlaepfer hat die undankbare Aufgabe als Erste vorzutragen. Friedrich Dürrenmatts Als die Revolution an einem Irren scheiterte aus Die Stadt, 1947, wirkt dann auch eher gemächlich.

Als nächstes ist Andreas Krämer dran. Er liest mit viel Inbrunst Ein Anarchist, 1906 von C.A. Loosli. Da kommt Stimmung auf, die sogar von Linsmayers "Moderation" zum nächsten Stück nicht wieder eingeschläfert werden kann.

Die Orgie in der Bohrimühle, aus Die Brüder der Flamme, 1925 von Alfred Fankhauser, ist eine heisse Sex&Religion-Story, wie man sie aus Sekten-Berichten nur zu Genüge kennt.

Nach zwei weiteren Texten endlich die Pause. Traurig, wie die Kunst am Hunger der Anwesenden leidet, ich habe keine Erinnerung mehr worum es geht :-(.

Mittlerweile ist es recht kühl geworden, die lauwarmen Käseküchlein helfen da auch nicht viel. Schon eher der Wein.

Anschliessend die erste von zwei Frauen: Verena Stefan, Ob Krieg oder Frieden, wir leben im Ausnahmezustand, 1975 aus Häutungen. Ganz klar am meisten Biss, meine Favoritin des heutigen Abends.

Aber auch die im August 2004 erscheinende Tells Tochter von Eveline Hasler, aus der Henzis Enthauptung vorgelesen wird, ist spannend, wenn auch reichlich spekulativ - Historische Romane sind nicht so mein Ding.

Zuletzt dann wieder Andreas Krämer mit Basta , 1917 von Robert Walser. Das Stück regt zum Denken an. Ich gehe nach Hause und wünsche mir, ich könnte ein Glas Bier in aller Vernunft trinken. Nur leider ist keines im Kühlschrank. Typisch.